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DER ZEITLOSE MEISTER WOHNT IM DEINEM HERZEN

Ein Artikel von Hannes Michel

Entdecke den zeitlosen Guru, der in Deinem Herzen wohnt, lerne die Fertigkeiten, die Du für Deine Seelenaufgabe brauchst und lebe mit Hingabe und Standfestigkeit das Leben, was Du aus tiefster Liebe leben willst!

Jeder Mensch will bewusst oder unbewusst glücklich sein. Mit meiner Arbeit als Psychologe helfe ich Menschen aufzuwachen und die Kraft ihres eigenen Bewusstseins zu realisieren, wie sie das Leben kreieren können, was sie aus tiefstem Herzen leben wollen.

Viele Menschen wünschen sich ein erfülltes Leben, in dem wir uns frei fühlen und in Harmonie leben. Meine Frau Christina und ich glauben, dass wir alle auf die Erde gekommen sind mit mindestens einer Gabe, die wir zu leben und zu geben haben. Je tiefer wir uns dem göttlichen Guru in unserem Herzen hingeben, desto mehr göttliche Gaben können durch uns in die Welt strömen.

Es ist für jeden möglich aufzuwachen und das tiefste Potential hier auf Erden zu leben: Ja, es ist Dein Geburtsrecht!

Wie erwecke ich den zeitlosen Coach und Guru in meinem eigenen Herzen und lebe in und aus der ganzen Fülle und Tiefe unserer wahren Natur? Sei so liebevoll, still und achtsam zu Dir Selbst, dass Du die Kostbarkeit Deines eigenen Wesens voller unendlicher Weisheit und Liebe entdecken kannst. Es ist unsere Seelenaufgabe, so vielen Menschen wie nur irgend möglich dabei zu helfen.

In Wahrheit sind wir alle jederzeit absolut geborgen und getragen in dieser bedingungslosen Liebe und wir alle können dazu aufwachen in allen Lebenssituationen.

Der wahre Guru lebt im Herzen von jedem von uns.
Er macht sich in Stille durch seine ganz eigene Art und Weise bemerkbar, um uns in den strahlenden Diamanten des tiefsten Innenreichs zu führen.
Für manche ist es wichtig, einen Guru im Außen zu haben, der einem dabei hilft, seinen eigenen, wahrhaft göttlichen Lehrer im eigenen Herzen entdecken zu können.
Für andere kann es aber auch eine Falle sein, sich einem äußeren Guru blind hinzugeben, nichts zu hinterfragen und der Stimme der Stille im Inneren kein Gehör zu schenken.

Es ist immer der Weg aus dem Kopf ins Herz.
Wie man dahin kommt ins Herz, da gibt es unendlich verschiedene Wege.
Hingabe ins Herz ist essentiell. Es ist die Öffnung des Herzens.
Der wahre Guru ist ja letztendlich Dein eigenes Herz. Auch wenn Du Dich einem wahrhaftigen Meister im Außen hingibst, zieht er Dich in Dein eigenes Herz, was die wahre Aufgabe von einem Guru ist.

Die nonduale Bewusstseinserforschung an unserem Institut dient dazu, über unsere Begrenzungen im Bewusstsein der Dualität hinauszuwachsen und unsere wahre Natur zu realisieren, tief in der nondualen Präsenz zu ruhen. In Wahrheit sind wir alle erleuchtete Seelen und jeder trägt tiefe Weisheit in seinem Herzen.
Wir haben uns in unserer integralen Arbeit vor allem der Übermittlung von Fertigkeiten gewidmet, die einem helfen, den zeitlosen Coach und Guru im eigenen Herzen zu entdecken und das Leben wahrhaftig aus dieser Präsenz und Tiefe heraus zu leben.

Nonduales Bewusstsein: Erwache und nutze die Macht deines grenzenlosen Bewusstseins!

Die Glückseligkeit der Nondualität ist in jedem Augenblick für jeden Menschen zugänglich. Öffne Dein Herz für alles, was erscheinen mag, denn in jeder direkten Erfahrung ist die Transparenz unserer erleuchteten Natur gegenwärtig.

Das nonduale Bewusstsein ist ein psychologischer Begriff für das Göttliche. Es beschreibt die Einheit und die Grenzenlosigkeit, dass alles miteinander verbunden ist, dass alles Eins ist. Je mehr Präsenz wir entwickeln, desto tiefer können wir unser eigenes Bewusstsein durchdringen. Und dieses können wir grenzenlos erforschen, denn in Wahrheit gibt es keine Grenzen.

Die scheinbaren Grenzen

In unserer Arbeit laden wir unsere Klienten dazu ein, ihre eigenen Begrenzungen zu erforschen, und zu fühlen, woraus diese gemacht sind. Wenn man immer präsenter wird, und das eigene Bewusstsein immer tiefer erforscht, wird man früher oder später entdecken, dass wirklich alle scheinbaren Grenzen nur von uns selbst kreiert wurden, von unserem eigenen Geist. Diese nonduale Bewusstseinserforschung ist grenzenlos, und so können wir alles als uns Selbst entdecken.

Standfestigkeit + Herz + Skills

Wie standfest waren die größten spirituellen Meister auf Erden? Sie haben ihre Herzensbotschaften in die Welt getragen, selbst wenn sie dafür gekreuzigt wurden. Du kannst zu Deiner Seelenaufgabe und Herzensberufung stehen und lieben, egal was! Egal wie viele Dämonen, Hindernisse oder Krankheiten erscheinen mögen, wenn Du liebst – so standfest wie ein Fels in der Brandung – werden alle Hindernisse zum Segen! Je stärker die Energie wird, die wir im erwachten Zustand erleben, desto standfester müssen wir sein. Je höher unsere Erleuchtung schwingt, desto tiefer müssen wir uns erden.

Das Herz – der Mittelpunkt zwischen Himmel und Erde

Ins Herz zu rutschen, bedeutet, sich zu öffnen in Widerstandslosigkeit und die Liebe mit kosmischer grenzenloser Kraft auf natürliche Weise strömen lassen. Es ist am Ende ganz leicht, so leicht wie das Menschsein an sich.
Fühle in alle Blockaden oder Widerstände hinein und öffne einen nach dem anderen wie ein Schloss. Denn das sind ja alles Abwehrmechanismen, Schutzmechanismen, die wir irgendwann mal gelernt haben.
Wir sehnen uns nach dieser tiefsten Offenheit, Transparenz und Sanftheit – gleichzeitig haben wir am meisten Angst davor. Da dies bedeutet, dass wir komplett verwundbar sind.
Wenn wir uns aber so tief öffnen, erfahren wir, dass wir im Kern absolut unverwundbar sind.
Alles was verwundbar ist, ist vergänglich. Wenn wir bedingungslos lieben können und unmittelbar vergeben können, kann uns gar nichts passieren, da wir als die stärkste Kraft im All immer offen bleiben.
Diese totale Offenheit zu kultivieren, ist wunderschön und das Geschenk des Lebens.
Dann leben wir im nondualen Bewusstsein. Wir erleben alles als uns Selbst. Die Herausforderung im Leben ist, das Herz so weit wie den Kosmos zu öffnen und gleichzeitig, wenn es angemessen ist, Grenzen der manchmal auch zornigen Liebe setzen zu können.

HINGABE: UM HILFE BITTEN

Du musst zu Deiner Herzensberufung so gerade stehen können wie JESUS! Er war so hellsichtig, dass er in der letzten Nacht vor seiner Gefangennahme im Garten Gethsemane schon sehen konnte, was geschehen würde.

Es ist menschlich Angst zu erfahren, wenn Du weisst, dass Du bald gekreuzigt werden sollst. Die Frage ist nur, ob wir unter den Ängsten leiden oder ob wir sie nutzen, um noch wacher zu werden und uns noch tiefer hinzugeben: Jesus hat die Nacht im Garten Gethsemane auch genutzt, um sich noch tiefer hinzugeben. Er hat um Hilfe gebeten: Es heisst, dass er mit dem Tode rang und sein Schweiß wie Blutstropfen auf die Erde fiel.
Und er betete: Vater, wenn es möglich ist, bewahre mich vor diesem Leiden, aber nicht, was ich will, soll geschehen, sondern was deiner grossen Liebe zu den Menschen am meisten entspricht. Und es erschien ein ENGEL, der ihm half und neue Kraft gab (Lukas, 22, 39-45).

Und das rate ich grundlegend allen: Jeden Tag und gerade in schwierigen Zeiten: BITTET UM HILFE, öffnet Euch in Hingabe. Alle erleuchteten Wesen alle Dimensionen warten nur auf Eure Hingabe und ehrlichen Bitten: Die Gnade ist schon hier, wir brauchen uns ihr nur zu öffnen. DIE BEREITWILLIGKEIT ALLES HINZUGEBEN IST DIE GNADE.

Ihr könntet auch auf Erden spirituelle Lehrer um Hilfe bitten. Sucht euch Coaches, die Euch helfen können, Euere Berufung zu leben! Lernt die Skills, die ihr braucht. In einer demütigen Haltung können wir viel mehr lernen und empfangen!

Landkarten des Bewusstseins

Die Skills, die in unserer Erfahrung besonders helfen können, in Hingabe den Guru, wahren Freund und besten Coach im eigenen Herzen zu entdecken und ES zu leben, sind der von mir entwickelte Erwachensprozess, das Enneagramm und die von uns entwickelte Polaritätsarbeit. Schattenarbeit sowie erwachte Kommunikationsfertigkeit zu lernen, zählen ebenso dazu, um Deine Herzensbotschaft auf Erden zu bringen. Diese Landkarten des Bewusstseins können zu Quantensprüngen der Transformation und integriertem Erwachen in allen Lebensaspekten führen.
Wie würdest Du leben, wenn dies Dein letztes Leben oder die letzten zwei Jahre deines Lebens wären – welche göttlichen Gaben müsstest Du leben, um in Frieden zu sterben und vollkommen geliebt und gelebt zu haben?
In Wahrheit haben wir als grenzenloses Bewusstsein die Macht, das Leben zu kreieren und zu leben, was wir lieben. Die wahre Natur Deines Bewusstseins zu erkennen – ist wunderbar, sie aber wahrhaftig zu leben – ist der Himmel auf Erden!

Der von mir entwickelte Erwachensprozess hilft dies in die Tat umzusetzen: zur grenzenlosen Macht unseres Bewusstseins aufzuwachen, fixierte Verhaltensmuster, Opferrollen und Traumata zu befreien und das Leben in jedem Augenblick bewusst zu wählen, welches du liebst. Lerne Dein Leben bewusster positiv zu kreieren und lebe das Leben, was Du liebst.

Du kannst den Prozess jederzeit im Alltag anwenden, wenn Du Dir bewusst wirst, dass Du gerade nicht das Leben lebst, was Du aus tiefstem Herzen leben willst. Du weckst Dich auf, ein komplett neues Leben in jedem frischen Augenblick zu wählen der noch tieferen Liebe und Wachheit: Das Leben zu kreieren, wofür Du als Seele auf die Erde gekommen bist und das Du schon immer JETZT leben wolltest.
Mit Hilfe des Hintergrundwissens des Enneagramms wird deutlich, wie fixiertes oder befreites Leben erschaffen wird. Der Erwachensprozess ermöglicht das Kreieren des eigenen Lebensfilmes zu durchschauen und positiv auf die eigene Gesundheit von Körper, Geist und Seele anzuwenden.

Die Weisheit des Enneagramms

Die Weisheitspsychologie des Enneagramms ist ein Hilfsmittel, Leiden und Glück zu unterscheiden. Es zeigt mit präziser Genauigkeit Irrwege, Leidenschaften und Pfade zur integralen Selbstbefreiung und Erleuchtung auf.

Das Enneagramm hilft, Menschen genau dort abholen zu können, wo sie sind.
Es zeigt sehr präzise auf, womit wir uns fälschlicherweise identifiziert haben und was wir in Wahrheit sind. Es ist eine Typologie von neun grundlegend unterschiedlichen Persönlichkeitsfixierungen und ihren facettenreichen charakterlichen Differenzierungen.

Die Weisheit des Enneagramms und das direkte Erforschen der inneren Struktur mit erwachten Enneagrammlehrern bietet die Möglichkeit aus der eigenen Fixierung aufzuwachen, ein getrennt existierender Handelnder zu sein und stattdessen aus dem grenzenlosen göttlichen Bewusstsein heraus Deinen Lebensfilm zu kreieren.

Da ich auch die westliche Psychologie studiert habe, war es für mich interessant,
die Parallelen zu entdecken zwischen den Persönlichkeitsstörungen aus der westlichen Psychologie und den neun Typen im Enneagramm. Das Enneagramm ist jedoch sehr viel präziser.

Es zeigt nicht nur die gestörte oder fixierte Art eines Typen auf, sondern darüber hinaus auch die heilige Idee und den heiligen Weg, die für jede spezifische Fixierung Wege in die Befreiung aufzeigen. Die Arbeit mit einem erwachten Enneagrammlehrer ist essentiell, um in die grenzenlosen Tiefen der Weisheit hinabzutauchen.

Wenn man das Enneagramm in eigener direkter Bewusstseinserforschung zutiefst kennen gelernt hat, ist es als wenn man die Matrix des multidimensionalen Universums durchschaut. Die Weisheit darin wird einem vollkommen klar. Es kommt von erleuchteten Meistern.

In der Typologie des Enneagramms wird deutlich, dass der Mensch drei grundsätzliche Wirkungsfelder hat, in denen er sich auslebt: physisch, emotional und mental.
Auf allen drei Ebenen will sich das Göttliche ausleben und sich im Menschsein erfahren.
Die Herausforderung besteht darin, nichts davon zu vernachlässigen, alle Erscheinungen in ihrer wahren nondualen Natur zu erkennen und damit alles zu vergeistigen in reines Licht.

Meine Spezialität ist es, Menschen in ihr Herz zu führen, in unsere wahre Natur zu begleiten, und natürlich auch alle Emotionen zu befreien. Ein Leben im wachen Bewusstsein beinhaltet natürlich alles.
Emotionen erscheinen weiter, Gedanken usw. – es wird nichts unterdrückt, d.h., es  kann alles weiter erscheinen, und doch ruht man in dieser Tiefe. Das kann man nur, wenn man auch alle Gedanken und alle Emotionen in dem Augenblick, in dem sie erscheinen, auch als diese erleuchtete Natur erkennt. Wenn die Muster der eigenen Struktur bewusster werden, kann Wachheit inmitten von allen Emotionen und Situationen erlebt werden.

Befreie Dich von alten Strukturen und Verhaltensmustern, gib Dich der Selbstliebe Deines Herzens hin und entdecke tieferen Frieden und Freiheit anhand der Weisheit des Enneagramms. Erkenne Dich Selbst, sei glücklich und lebe das Leben, was Du liebst!

Institut für Psychologie und nonduale Bewusstseinserforschung

Die integrale Arbeit an unserem Institut dient vor allem Menschen, die sich nach einem wachen, glücklichen und erfüllten Leben sehnen: vor, während und nach der Erleuchtung. Gerade auch wache Therapeuten, Coaches und spirituelle Lehrer fühlen sich von unserer Arbeit angesprochen, um integrale Bewusstseinsentwicklung und Erwachen auf allen Ebenen und in allen Lebensaspekten zu kultivieren.

Durch das Lösen von psychologischem Ballast, kann die Sonne erscheinen, die in Wahrheit schon immer da war. Wir alle sind jederzeit absolut geborgen und getragen in dieser bedingungslosen Liebe und wir alle können dazu aufwachen in allen Lebenssituationen.

Alles Liebe,
Euer Hannes Michel

 

RADIKALES ERWACHEN UND DIE EVOLUTION DES GEISTES, DER MYSTIK UND DER WISSENSCHAFTEN

VON HANNES MICHEL

Radikales Erwachen geschieht schon seit tausenden von Jahren auf Erden. Über viele Zeitalter hinweg gab es Menschen unter uns mit hohen Verwirklichungsgraden. Gleichzeitig haben sich über die Zeit hinweg auch der menschliche Geist, die Weisheitslehren und Wissenschaften weiter entwickelt. Für mich war es ein zutiefst spannendes und erleuchtendes Forschungsprojekt, die Verbindung zwischen den uralten nondualen Dzogchen-Weisheitslehren, die radikales Erwachen bewirken, und integraler Psychologie zu erforschen.

Meine Forschungsreise führte über drei Kontinente zu einigen der ältesten und höchst verwirklichten Dzogchen-Meistern, die derzeit auf Erden weilen. Die Auswertung der Experteninterviews mit Meistern und Schülern lieferte innovative Erkenntnisse, die zu einer gegenseitigen Befruchtung von nondualer Wissenschaft und Mystik beitragen. Darauf basierend entwickelte ich eine Synthese zur Psychologie der nondualen Bewusstseinserforschung, welche heute in meiner integralen Arbeit an meinem Institut in Berlin-Mitte und am Einfelder See gelehrt wird.

Dieses Forschungsunternehmen wurde vom Oberhaupt und Orakel der ältesten Dzogchen-Tradition auf Erden gesegnet. Zwei Professoren in Deutschland betreuten meine Diplomarbeit im Studiengang Psychologie, welche im LIT-Verlag publiziert wurde. Hier einige Auszüge, die den frischen einen Geschmack von der Intensität dieser Forschungsreise und unmittelbarem Wach-sein übermitteln mögen:

Michel, H. (2011). Dzogchen im Westen – Eine qualitative Studie zur Psychologie der nondualen Bewusstseinserforschung anhand von Experteninterviews. Berlin: LIT

Der folgende auszugsweise Abdruck erfolgt mit freundlicher Genehmigung des LIT-Verlages. Die entsprechenden Abschnitte sind jeweils am Ende durch Seitenzahlen gekennzeichnet. Alle weiteren Zitate sind in Anführungszeichen gesetzt.

Wenn wir uns im tiefsten Kern lieben können, wird alle scheinbare Trennung transzendiert und alles durchdringendes Mitgefühl erstrahlt auf natürliche Weise aus sich selbst heraus. Es geht im Dzogchen-Weg darum, sich selbst so innig und zartfühlend zu lieben, dass der Quell der uns innewohnenden Buddha-Natur, welche reine Liebe ist, die subtilsten Spaltungen in unserer Wahrnehmung und in unserem konditionierten Geist leer spült. Aufgrund von früheren Verletzungen und Konditionierungen verschließen wir uns eher aus Angst, als dass wir uns in die unendliche Liebe öffnen. Doch gerade die zärtlichste Öffnung zum tiefsten Innenreich der Liebe, unserer Buddha-Natur, ermöglicht die Freiheit der alles umfassenden Liebe oder des Mitgefühls.  (Seite 53)

Einleitung
Dzogchen, die ‚Herzessenz der großen Vollkommenheit’ (vgl. Dalai Lama 2004), ist „die vollkommene Lehre der tibetischen Tradition“ (Surya Das in: Deida, 2008 a, S. 8). Der Dzogchen-Meister Lopön Tenzin Namdak sagte zu mir: „Dzogchen is quite popular in the West today“; „im Westen fast so etwas wie eine Mode“ (Wangyal, 1997, S. 47).

Goleman, der Begründer der Emotionalen Intelligenz und ehemaliger Herausgeber der ‚Psychology Today’, schreibt: „Wir sind Zeugen eines beispiellosen Ereignisses in der Geschichte der Wissenschaft, nämlich eines ernsthaften, anhaltenden Gedankenaustausches zwischen Vertretern der Geistes- und Naturwissenschaften und Kontemplativen“ (Goleman in Mingyur, 2007, S. 7). In einem Vorwort zu Yongey Mingyur Rinpoches Buch, welcher ein Sohn des großen Dzogchen-Meisters Tulku Urgyen Rinpoches ist, beschreibt Goleman Forschungsergebnisse aus der Zusammenarbeit von westlichen Wissenschaftlern und tibetischen Meistern:

„Dieses Forschungsunternehmen erbrachte sensationelle Ergebnisse, die, sollten sie wiederholbar sein, bestimmte fundamentale Grundannahmen der Wissenschaft auf immer verändern werden. Danach wäre z.B. erwiesen, dass ein systematisches Meditationstraining, das über Jahre hinweg stetig aufrechterhalten wird, die Befähigung des Menschen zu positiven Veränderungen im Bereich der Gehirnaktivität in einem Ausmaß zu fördern vermag, wie es sich die moderne kognitive Neurowissenschaft nie erträumt hätte.“ (ebd. S. 8-9).

Das Thema ‚Dzogchen im Westen‘ ist von hoher Relevanz sowohl für die heutige Wissenschaft, aus psychologischer und auch neurowissenschaftlicher Sicht, als auch für die tibetischen Meister, welche erst seit einigen Jahrzehnten im Westen lehren. Jahrtausendealte Weisheitslehren sind aus ihrem kulturellen Umfeld in einen völlig neuen Kontext hineingeflossen.
In dieser Diplomarbeit strömen uralte Weisheitslehren und westliche Psychologie des 21. Jahrhunderts, welche u. a. aktuelle Ergebnisse aus neurokognitiver Bewusstseinserforschung, Achtsamkeitsbasierte Therapien wie auch integrale Theorien und Ansätze umfasst, zusammen.
Es geht um Themen und Fragen, was jahrtausendealte östliche Weisheitstraditionen der heutigen westlichen Welt zu geben haben, und ebenso, was die heutige westliche Psychologie jahrtausendealten Weisheitstraditionen zu bieten hat. Und es geht um integrale Sichtweisen, die versuchen, das Beste von beiden zu vereinen, um von möglichst großem Nutzen für die Zukunft der Menschheit zu sein.

Anhand von Experteninterviews mit Dzogchen-Meistern, -Lehrern und -Schülern wurden deren subjektive Sichtweisen und Erfahrungen bezüglich des Themas ‘Dzogchen im Westen‘sowie der Zusammenhang zwischen westlicher Psychologie und der Dzogchen-Sichtweise erforscht.

Dzogchen heißt ‚die große Vollkommenheit‘ (wörtlich übersetzt). Die große Vollkommenheit war schon immer, ist und wird für alle Zeiten sein: Strahlen jenseits von allem und alles einschließend. Sie ist die Natur (1) von allem, von unserem Geist und von allem im Universum: die wahre Natur von allem. Diese wahre Natur wurde von allen Religionen und Weisheitstraditionen erforscht und ist die Quelle von allen diesen, wie die Quelle von allem was ist und was erscheint. Es ist der unendlich offene Raum, in dem alles als untrennbare, perfekte Einheit erfahren wird. Nach dem tiefsten, uns innewohnenden Potential haben die Menschen schon seit Jahrtausenden geforscht und auch die zugrundeliegenden Dimensionen und Phänomene dieser uns innewohnenden Natur erforscht.
In dieser Offenheit mag die vorliegende Diplomarbeit traditionelle wie auch nicht-traditionelle Sichtweisen einschließen und ein Schnittpunkt sein zwischen der nach empirischen Wahrheiten strebenden westlichen Wissenschaft und Psychologie und der inneren kontemplativen Wissenschaft des Geistes. (Seite 12-13)

(1) Im Dzogchen werden die Begriffe ‚natürlicher Zustand’ und ‚Natur des Geistes’ für  unsere ‚ursprünglich reine wahre Natur’ gebraucht. Diese Begriffe werden auch in der vorliegenden Arbeit synonym verwendet. Diese nichtduale Natur unseres Geistes und aller Phänomene ist mit Worten nicht zu beschreiben (transverbal), doch können Worte ein Medium sein, um die Energie dieser zeitlosen uns innewohnenden Natur zu transportieren und auf diese hinzuweisen. Die Begriffe ‚Zustand’ und ‚wahr’ implizieren Dualität. Die nichtduale Natur ist nach der Dzogchen-Sichtweise jedoch in jedem Zustand, ob er als wahr, unwahr, rein, unrein oder mit welchen Worten auch immer bezeichnet wird, immer in uns gegenwärtig (siehe Kapitel 5.1).

Die integrale Lehre Deidas im Zusammenhang mit Dzogchen
Dass Dzogchen bzw. die ursprünglich reine, alles durchdringende wahre Natur auch scheinbar traditionsungebunden gelehrt werden kann, wird im Folgenden deutlich. Lama Surya Das, ein westlicher Dzogchen-Lehrer, der in den Traditionen der Nyingma und Kagyu-Linien lehrt und „zusammen mit dem Dalai Lama das Western Buddhist Teachers Network ins Leben gerufen“ (Surya Das in: Deida, 2008 a, S. 13) hat, beschreibt die Dzogchen-Sichtweise folgendermaßen:

„Es gibt viele Wahrheiten, aber die Wahrheit ist einzigartig. Sie ist der Kern aller großen Traditionen. Die Dzogchen-Lehre bringt sie ohne großes kulturelles Drumherum oder Gepäck zum Ausdruck. […] Diese wahre Lehre von der ursprünglich reinen und vollkommen ganzen, vollständigen und strahlenden Natur der Wirklichkeit, des Geistes und des Bewusstseins hat heute noch genauso Bestand wie vor tausend Jahren.“ (ebd., S. 10 – 11). (Seite 48)
Dzogchen-Lehren
Die Dzogchen-Lehren sind sowohl in der ältesten tibetischen Tradition, der Bön-Tradition, als auch in der zweitältesten, der Nyingmapa Tradition, als höchste Lehren zuhause. (…) In den drei neueren tibetischen Schulen, der Kagyu-, Sakya- und Gelugpa-Schulen wird die höchste nonduale Lehre Mahamudra (großes Siegel) genannt. Diese „entspricht in etwa den Dzogchen-Lehren“ (Wangyal, 1997, S. 250). Dzogchen wurde auch von Meistern aller tibetischer Schulen praktiziert, wie z.B. vom Dritten Karmapa Rangjung Dorje der Kagyu-Schule, vom Fünften Dalai Lama der Gelug-Schule und von Graspa Gyaltsen der Sakya-Schule (vgl. ebd., S. 47). (Seite 20-21)

Dzogchen im nichtsektiererischen Format
So kann die Vielfalt der unterschiedlichen Dzogchen-Linien innerhalb der Bön- und auch der Nyingmapa -Tradition mit weitem, offenem Herzen geschätzt werden. Und darüber hinaus soll es nach einem Dzogchen-Text Dzogchen Lehren in „13 verschiedenen Solarsystemen“ geben (Norbu, 1984, S. 17, Übersetzung durch Verfasser). Diese Aussage lässt darauf schließen, dass solch eine begrenzte Sichtweise, wie sie normalerweise verstandesmäßig genutzt wird, um die historischen Wurzeln einer Weisheitstradition zu ergründen, auf die nondualen Dzogchen-Lehren, welche, wie beschrieben, nicht auf unser Sonnensystem zu begrenzen sind, in diesem Falle unpassend ist.
Vor dem Buddha Shakyamuni, welcher vor ca. 2.500 Jahren in Indien bzw. Nepal gelebt und gewirkt haben soll, soll es schon frühere Buddhas auf Erden gegeben haben (vgl. Reynolds, 2006, S. 3). Der Glaube der Bön-Tradition, dass ihre Tradition auf einen früheren prähistorischen Buddha namens Tönpa Shenrap zurückgeht, steht somit nicht in grundlegendem Konflikt mit dem buddhistischen Glauben, dass unsere Erde durch das Leben und Wirken von über 1.000 Buddhas gesegnet werden soll. Zumal auch die Bönpos (Anhänger der Bön-Tradition) wie die Buddhisten Maitreya als den nächsten Buddha auf Erden ansehen.
Entscheidend ist nicht, ob bestimmte Dzogchen-Lehren auf Buddha Shakyamuni zurückzuführen sind oder auf irgendeinen anderen Buddha (ob sie buddhistisch oder nicht-buddhistisch genannt werden), sondern, ob die Dzogchen-Lehren „unsere begrenzten dualistischen Konditionierungen transzendieren“ (Norbu, 1984, S. 15, Ü. d. V.). In diesem Sinne sind die Dzogchen-Lehren nicht auf die Bön- und auch nicht auf die Nyingmapa-Traditionen zu begrenzen und auch nicht auf deren Methoden. Das Prinzip, welches in den Dzogchen-Lehren am Wirken ist, ist auch nicht auf die Dzogchen-Lehren selbst zu begrenzen, sondern könnte ebenso in anderen Weisheitstraditionen gefunden werden (vgl. ebd. S. 15). Es ist alles ewiglich eins. Der Versuch, die Traditionen im tiefsten Kern zu trennen, hat nicht die nonduale Sicht der wahren Einheit von allem, was ist. In der Welt der Erscheinung sind sie eins und auch im tiefsten Kern sind sie nichtdual.
Entscheidend ist hierbei, dass die unterschiedlichen Ausdrucksformen und Stile, Schulen und Weisheitstraditionen in ihrer Vielfalt geschätzt werden und gleichzeitig unsere wahre Natur wie auch das Transzendieren unserer begrenzten dualistischen Konditionierung auf nichts zu begrenzen ist. Es kann auch als nützlich betrachtet werden, neuere innovative Sichtweisen entstehen zu lassen, welche unserem Zeitgeist entsprechen, und zu versuchen, die tieferliegenden Gemeinsamkeiten der verschiedenen Weisheitstraditionen hervorzuheben (vgl. Wilber, 2001). Andererseits kann bei diesen integralen Sichtweisen die Gefahr bestehen, die Vielfalt und auch Nützlichkeit der Unterschiede zwischen den jeweiligen Traditionen zu übersehen bzw. als nicht mehr allzu stark zu betonen, was auch an Wilbers Werk kritisiert wird. Es könnte demnach als schmaler Grad bezeichnet werden, die Vielfalt der unterschiedlichen Traditionen zu schätzen und gleichzeitig der wahren Natur all dieser Erscheinungen in ihrer nichtdualen Wurzel gewahr zu sein. (Seite 23-24)

Wilbers Integrale Psychologie

Wilbers Integrale Psychologie hat das Ziel, „jeden legitimen Aspekt menschlichen Bewusstseins zu achten und aufzunehmen“ (Wilber, 2001, S. 18). Mit einer nicht-sektiererischen Rime-Haltung (s. K. 2.2) vergleichbar versucht Wilber aufzuzeigen, wie die unterschiedlichen Schulen der Psychologie sich bislang zumeist immer nur auf einen Bereich „des außerordentlich reichen und vielschichtigen Phänomens des Bewusstseins“ (ebd., S. 17) begrenzt haben. All die unterschiedlichen Schulen wie der Behaviorismus, die psychoanalytischen Schulen, die Kognitionspsychologie, der Existentialismus, sowie die Transpersonale Psychologie hätten Wertvolles beizutragen; sie müssten nur in ein gesamtes integrales Bild zusammengefügt werden. (Seite 43)

Vier Arten der Mystik

Wilber unterscheidet vier Arten der Mystik: Die Naturmystik, Gottheitsmystik, formlose Mystik und nichtduale Mystik (vgl. Wilber, 2001, Tafel 6a). Als eine der ältesten Weisheitstraditionen auf Erden enthält die Bön-Tradition Elemente aller vier genannten Arten der Mystik. Das Spektrum reicht von schamanistischen Elementen der Natur-Mystik über Anrufung und Meditation von Gottheiten (Gottheitsmystik) sowie über das Einführen und Erkennen der formlosen, ursprünglich wahren Natur (formlose Mystik) bis zur Integration aller erscheinenden Phänomene (Form) in die leere, ursprünglich reine wahre Natur der nondualen Dzogchen-Lehren.

Wilber selbst hat tibetischen Buddhismus praktiziert, auch Dzogchen (vgl. Visser, 2002, S. 172). Neben anderen Weisheitstraditionen wie Zen, Advaita Vedanta und der christlichen Mystik fühlt er besonders eine Affinität zur tibetischen Weisheitstradition. Die tibetische Lehre von Leben und Tod haben ihn selbst und auch seine Modelle beeinflusst. Zum Beispiel entsprechen die drei Bardo-Zustände, welche nach dem tibetischen Verständnis nach dem Tod durchlaufen werden, den psychischen, subtilen und kausalen Bewusstseinsebenen in Wilbers Werk (vgl. ebd. S. 174).
Wilber hat nach eigener Aussage „eine Sympathie für fast alle mystischen Schulen“ (Wilber zitiert nach Visser, 2002, S. 160). Gleichzeitig sieht er im tibetischen Buddhismus „das System mit der größten Vollständigkeit und dem größten Gleichgewicht der Welt“ (ebd.). (Seite 56-47)

Selbsterhaltende Kontrolldynamik

Die Essenz des Dzogchen-Weges ist vereinfacht ausgedrückt, die wahre Natur zu erkennen und sich darin zu stabilisieren. Um diese vertiefenden Erkenntnisse der Stabilisation zu ermöglichen, bedarf es einen geschickten Umgang mit den Erscheinungen im Inneren wie auch im Äußeren.
Alle Erscheinungen im Innern wie auch im Außen müssen am Ende als diese wahre Natur erkannt werden. Sie entstehen aus dem leeren, nackten Gewahrsein, sind daraus gemacht und verschwinden darin wieder. Was für die westliche Psychologie höchst interessant ist, betrifft den Punkt, den Vyner anspricht, dass die dualistischen Aktionen und Reaktionen, mit den inneren und auch den äußeren Erscheinungen, wie Gedanken, Emotionen usw. umzugehen, dazu dienen, ein vergängliches Selbstbild oder eine Identität aufrecht zu erhalten: Das Greifen nach Phänomenen im Innern wie im Außen und das Ablehnen von Phänomenen im Innern wie im Außen dient nach diesen Aussagen letztendlich nur der Aufrechterhaltung eines vergänglichen, illusorischen Selbstbildes.
Kein Selbstbild kann unsere wahre Natur wirklich darstellen. Es liegt an der Begrenzung und Vergänglichkeit eines jeden Selbstbildes, dass diese eben, wie alle anderen Phänomene, nur vergängliche Erscheinungen sind. Unsere ursprünglich reine, wahre Natur, ursprünglich reines Gewahrsein, ist jedoch frei von jedem Selbstbild und braucht daher auch nach keinem Selbstbild zu greifen, noch es abzulehnen. Dies ist der schmale Grat, in der Welt der Erscheinungen zu leben: Weder die Erscheinungen als beständig zu greifen, noch sie abzulehnen, sondern im natürlichen Gewahrsein ruhen zu bleiben, welches die inneren wie auch die äußeren Phänomene als Erscheinungen der wahren Natur, eben als Energie dieser einen erlebt. Darin gibt es eine tiefe Befreiung all der Energien, die über lange Zeit unterdrückt wurden bzw. an ihnen zum einen Teil festgehalten wurde und sie zum anderen Teil weggedrückt wurden, um ein bestimmtes Selbstbild aufrecht zu erhalten.
Wenn all diese dualistischen Regungen wegfallen, da die wahre Natur aller Phänomene entdeckt wurde, können sich tiefe Entspannung und tiefes Loslassen vom Greifen und vom Wegdrücken vollziehen und auch vom damit verbundenen inneren Geschichtenerzählen und Verteidigen einer Idee eines getrennt existierenden Jemands, welche ein erfundenes Selbstbild innerhalb der grenzenlosen wahren Natur dessen ist, was ist. (…)

Diese Dzogchen-Sichtweise stellt eine zutiefst erkenntnisreiche Sichtweise sowohl für die westliche Psychologie im Allgemeinen, wie für spirituell orientierte Bewegungen innerhalb der Psychologie, als auch für Kontemplative dar. In dieser Erfahrung der Einheit sind alle Erscheinungen vollkommen perfekt. Es braucht nichts verändert werden, keine Geschichte aus der Kindheit braucht noch einmal angehört oder verändert werden durch psychologisches Eingreifen. All die Selbstbilder werden erkannt als was sie sind: eben nur Selbstbilder, die von der Essenz her wie alle Erscheinungen auch die wahre Natur in sich tragen. Es liegt nur an der Handhabung dieser Phänomene, ob das Bewusstsein oder das reine Gewahrsein die Welt der Erscheinungen als Nirwana oder als Samsara erlebt. Je nachdem, welcher Modus des Gewahrseins, nach Vyner der dualistische oder nicht-dualistische, läuft, wird die Welt als reines, nonduales Gewahrsein erlebt oder als dualistisches Projektionsgebilde, in welchem das innere Selbstbild gegen die äußere Welt kämpft, um dieses zu verteidigen.
Um auf die Erscheinungen jedoch nicht mehr auf dualistische Weise zu reagieren, bedarf es einer äußerst tiefen Losgelöstheit des Geistes oder des Bewusstseins mit sich selbst: mit den Inhalten und dem Kontext, den Phänomenen im Innern wie auch im Außen. Diese selbstbefreiende Loslösung, welche in Wahrheit auch kein Loslösen ist – es ist nur ein Ruhen in der wahren Natur dessen, was ist – kann jedoch erst stattfinden, wenn das Bewusstsein zu der Reife gelangt ist, seine eigenen selbstkreierten Selbstbilder nicht mehr verteidigen zu müssen und stattdessen im leeren, todlosen Raum zu verweilen, in dem, was ist.
Wenn erst einmal die grenzenlose Freiheit erfahren wird, kein Selbstbild mehr aufrecht erhalten oder verteidigen zu müssen, sondern erkannt wird, dass die wahre Stärke und Freiheit aus dem Nicht-Greifen dessen aus sich selbst heraus erstrahlt, alles in seiner unvergänglichen wahren Natur zu belassen, stellt sich ein Frieden ein und eine Erfüllung, die keiner Worte bedarf. Das Gold strahlt aus sich selbst heraus und die Leerheit wird sich selbst belassen.
Das schließt natürlich auch ein, dass kein Selbstbild abgelehnt wird im Innern wie auch im Außen. Wenn bestimmte Selbstbilder noch erscheinen sollten, von außen an einen projiziert oder aus dem Innern noch erscheinend, möglicherweise aus der Kindheit, sind diese auch in ihrer wahren Natur willkommen als Erscheinungen. Was in Erscheinung tritt, wird weder gegriffen noch abgelehnt. Somit kann sich allmählich alles in dem Sinne beruhigen, dass immer weniger Geistesaktivität initiiert wird, welche Dualität kreiert.
Dies kann und muss so weit gehen, dass auch alle unterdrückten Emotionen eines Tages oder eines Nachts in ihrer wahren Natur erkannt werden. Erst dann, wenn in den Erscheinung der heftigsten Energien wie Todesangst und mörderischem Zorn die Energien als Erscheinungen des Dharmakayas in ihrer wahren Natur erfahren werden, kann von Befreiung aus den karmischen Wellen gesprochen werden. So muss alles in dem Augenblick des Entstehens in der wahren Natur erkannt werden. Geschieht dies nicht, werden die aufsteigenden Wellen in ihrer nondualen Natur nicht erkannt, sondern manifestieren sich im Hauch eines Augenblickes später in dualistischen Erscheinungen, und der Geist wird davongetragen in seinen endlosen Projektionen und Kreationen, kämpfend und verteidigend der eigens kreierten Welt. (Seite 67-70)

Diskussion
(…)
Auf welche Weise kann die Dzogchen-Sichtweise die westliche Psychologie bereichern?
Die nach Wangyal „sehr profunde Psychologie“ der Dzogchen-Traditionen kann die konventionelle westliche Psychologie darin bereichern, das „wahre Selbst zu entdecken“ anstatt sich in der Analyse objektiver Probleme zu verlieren, welche das Subjekt kreiert. Nach Lowenthal können diese „fortgeschrittenen Systeme“ der Dzogchen-Weisheitstraditionen der westlichen Psychologie dienen, innere subjektive Erfahrung auf systematische Weise zu erforschen. Den Geist in der nondualen Natur ruhen zu lassen, ist eine sehr wertvolle Bereicherung für die westliche Psychologie: alle Phänomene als Energie zu erkennen und als solche erfahren zu können. Ein wacher Therapeut, der mithilfe der Dzogchen-Sichtweise in der nondualen Natur stabilisiert ist und alle Phänomene im Innen wie im Außen als einen Ozean untrennbarer Energien erfährt, kann seinen Klienten in diesen befreienden Erkenntnissen, Erfahrungen und der Stabilisation darin dienen. Dies wiederum führt zu einem kontinuierlichen Erlebnis von Verbundenheit und Einheit von allem, wonach sich viele Menschen global sehnen und was ein zentrales Hauptmerkmal von Spiritualität ist (vgl. Bucher, 2007).
Die Dzogchen-Sichtweise und die Verwirklichung der nondualen Natur haben der westlichen Psychologie als Ressource Wertvolles beizutragen. Alle Entspannungstechniken, welche die westliche Psychologie hervorgebracht hat und auch die Methoden der tibetischen und anderer Weisheitstraditionen sind auf Dynamik von Ursache und Wirkung angewiesen und damit dualistisch. Unsere nonduale Natur, welche durch die Dzogchen-Lehren und andere nonduale Weisheitslehren radikal erweckt und offen gelegt wird, ist jedoch als unerschöpfbare Ressource im Überfluss vorhanden und gegenwärtig. Wenn der menschliche Geist lernt, Zugang dazu zu entdecken und sich darin zu entspannen, dann ist das eine weitaus tiefgründigere Ressource als jegliche Methoden, die auf dem Ursache-Wirkungsprinzip beruhen. Bei der in der heutigen Zeit hohen Anzahl an Burn-out Fällen, wie bspw. auch unter Therapeuten und Lehrern, mag der direkte Zugang zu diesem überfließenden Quell an Energie des Dharmakayas befreiend und heilsam sein. Der direkte Zugang zur eigenen nondualen Ressource, in der auf natürliche Weise Qualitäten wie Klarheit, Weisheit, Präsenz und auch Mitgefühl erstrahlen, wird geöffnet (s. K. 5.3). Beide Seniormeister erwähnen, dass Mitgefühl essentiell auf dem spirituellen Weg ist. Lopön macht deutlich, dass die westlichen Menschen, auch bei aller technischen Entwicklung, sich nach dem Ruhen im inneren Frieden und zur Rückkehr in die Quelle sehnen und erklärt dies als Hauptgrund des Interesses der westlichen Menschen an Dzogchen. Die Dzogchen-Sichtweise hat der westlichen Psychologie fundiertes Erfahrungswissen und Geistestechnologie auf dem Weg zur totalen Realisation und absoluten Stabilisation in der nondualen Natur unseres Selbst beizutragen.

Inwieweit kann die westliche Psychologie die Dzogchen-Sichtweise bereichern?
Nach s. H. könnten Wissenschaftler oder Bewusstseinserforscher, die tibetische Tradition darin bereichern, einfachere oder direktere Wege zu erkennen, Dzogchen zu lehren: auf dem Forschungsgebiet, wie Ignoranz in der menschlichen Psyche entsteht, d.h. wie die unzähligen vielschichtigen Konditionierungsmechanismen funktionieren, welche unser dualistisches Erleben kreieren, prägen und aufrechterhalten. Darin mag die westliche Wissenschaft ein breiteres Spektrum erforscht haben als die tibetischen Traditionen. Die Dzogchen-Traditionen haben mit höchster Präzision beschrieben, dass und wie Ignoranz (dualistische Konditionierung) unser menschliches Leben prägt und dass unsere wahre Natur ursprünglich rein und immerwährend spontan gegenwärtig ist und zeigen den Weg auf zur totalen Realisation der nondualen Natur. Ergänzend zeigen jedoch westliche Wissenschaft und Psychologie offener das Spektrum der vielschichtigen Dimensionen von dualer Konditionierung auf.
Zudem kann der westliche Forschergeist den tibetischen Traditionen helfen, sich der essentiellen Anwendbarkeit der Dzogchen-Lehren gerade im heutigen komplexen Alltagsleben zu öffnen, worauf Wangyal hingewiesen hat. Die westliche Psychologie kann die Dzogchen-Sichtweise mit Kommunikationsmitteln bereichern. Die Dzogchen-Lehren sind bereits vollkommen, nur stammen sie aus Zeiten, in denen die Welt nicht so komplex war, technologisch nicht so weit entwickelt und auch nicht die Möglichkeiten derartiger Wissenschaften und westlicher therapeutischer Kommunikationsfertigkeiten entwickelt waren. Trainings in westlicher Psychologie und deren Kommunikationsmittel könnten für tibetische Lamas von Nutzen sein, um die Essenz der Dzogchen-Lehren noch alltagsnäher, direkter und anwendungsfreundlicher den heutigen westlichen Menschen übermitteln zu können. Der Dalai Lama rät nicht ohne Grund den im Westen wiedergeborenen Meistern zum Studium westlicher Psychologie (s. K. 6.1). Die mittlerweile über 20 Mind-and-Life-Konferenzen, die er mit führenden Wissenschaftlern geführt hat, sind ein Ausdruck dessen, wie wertvoll die Zusammenarbeit zwischen der westlichen Wissenschaft und den Weisheitstraditionen für die Zukunft der Menschheit und unseres Planeten ist.
Nach Lowenthal hat die westliche Psychologie nicht nur Entwicklungsmodelle für die Dzogchen-Sichtweise beizutragen, sondern diese präzisen Entwicklungsmodelle können den Lamas auch beim Lehren hilfreich sein. Lowenthal beschreibt, dass in der tibetischen Kultur im Vergleich zu den westlichen Kulturen nicht alle Lebensbereiche und deren jeweiligen Konditionierungsprozesse in einem solchen Maß erforscht wurden wie Beziehung, Intimität, Erziehung der Kinder und die daraus im Westen entwickelten Entwicklungspsychologien und Familientherapien. (Seite 134-136)

Seine Heiligkeit fragte mich, ob ich einen einfachen und direkten Dzogchen-Weg kenne und „arrangieren könnte“. Eine Beantwortung dieser Frage wird in den weiteren Textabschnitten skizziert. In der Integration von Dzogchen-Sichtweise und westlicher Psychologie haben sich mir folgende Elemente als besonders essentiell herauskristallisiert: Hingabe ins universelle Herz aller Meister, welches das eigene ist; dem Tod von allem direkt begegnen; nonduale Liebe und universelles Mitgefühl im unendlichen Terrain im Außen wie im Innern sich Selbst lieben lassen; alle Emotionen einladen und als Energien unserer ursprünglichen reinen Natur kennen lernen und befreien lassen, unterstützt mithilfe westlicher therapeutischer Fertigkeiten, wozu auch zählt, tiefliegende Hoffnungslosigkeit und Hilflosigkeit des menschlichen Daseins einzuladen und zu erleben, welche zur nondualen Natur öffnen, wenn sie erfahren und befreit werden.
Die Dzogchen-Lehren gelten als Quintessenz der tibetischen Weisheitslehren mit relativ wenig kulturellem Ballast (s. K. 3.5.2 und 9.2.3). Die Frage stellt sich, ob die Ressource unserer nondualen Natur noch direkter vermittelt und genutzt werden kann, auch im therapeutischen Bereich, ob nicht die Kraft der wahren Natur auch direkt als unumstößliche Ressource in diesem „dunklen, schwierigen Zeitalter“ (vgl. K. 5.7) verstärkt, bewusst angezapft und auch in Worten ausgedrückt wird, um möglichst jedem Wesen in jedem Augenblick eine Einführung in die nonduale Natur darbieten zu können, ohne dabei Bescheidenheit, Demut und Einfachheit zu verlieren (vgl. Kap. 3.5.3). Diese nonduale Natur in möglichst allen Alltagsmomenten und Situationen der heutigen komplexen Welt erkennen und sich dessen gewahr bleiben zu können, stellt die Herausforderung dar, die seine Heiligkeit angedeutet hat: „So what do you think how can we teach, how can we make you understand Dzogchen? […] We want to introduce, quickly, as soon as possible.“
Wie Tenzin Wangyal darauf hingewiesen hat, geht es um die Herausforderung der Lamas, die Essenz des Dharmas so direkt und alltagsnah zu kommunizieren wie möglich, ohne dabei die Wahrheit und Reinheit der Essenz der eigenen Dharma-Lehren zu verlieren. Ein großer Dzogchen-Meister, der selbst vollkommen oder nahezu vollkommen verwirklicht ist und (nur) auf eine eher traditionelle Art und Weise lehren kann, da er eben in Tibet aufgewachsen ist und nur diese traditionelle Art und Weise gelernt hat, kann trotzdem jene westlichen Schüler erreichen, welche von sich aus den kulturellen Unterschied überbrücken können und reif genug sind, die Essenz seiner erweckenden Worte übermittelt zu bekommen, selbst wenn die Art der Belehrungen aus einem völlig anderen traditionellen Hintergrund stammt.
Die Mehrzahl der westlichen Schüler scheint jedoch auf eine mehr angepasste Form der Belehrungen (eine westlich-psychologische Art zu lehren) anzusprechen. Dies ist wichtig, um jene Menschen dort abzuholen, wo sie sind, welche selbst nicht fähig sind, sich den tibetischen Lehren anzupassen, was auch natürlicherweise eine Überforderung darstellt, wenn derjenige nicht die Reife in sich trägt und die Zeit und Muße, durch den kulturellen Kontext der Lehren „durchzusteigen“.
Es scheint mir nützlich, worauf Wangyal auch hinweist, gerade westliche Praktizierende, die sich allzu schnell und allzu sehr in einem mystischen Phantasiegebilde verstecken wollen, welches bloß nichts mit ihrer kulturellen oder familiären Vergangenheit zu tun hat, in ihre familiären Konditionierungen zurückzuführen, von denen sie sich eigentlich wegbewegen wollen, um diese befreien zu lassen.
Auch Jahrsetz weist darauf hin, dass der kulturelle Ausdruck einer östlichen Weisheitstradition im Westen idealisiert werden kann und dies eine Art Weltflucht darstellen kann. Hiermit könnte genau das gemeint sein, was Tenzin Wangyal in seinen mehr als 20 Jahren Erfahrung gesammelt hat, in denen er im Westen bereits gelehrt und auch gelernt hat: dass zu beobachten ist, dass westliche Menschen sich von der eigenen Negativität wegbewegen wollen, d.h. die negativen Emotionen, die in ihrer eigenen Psyche individuell und kollektiv vorhanden sind und sich dann nach einem idealisierten Phantasiegebilde einer östlichen Weisheitstradition sehnen und dabei aber den Kern dieser Weisheitslehren verkennen oder übersehen, der sie darauf hinweist, genau dort innerlich „hinzureisen“ und diese negativen Emotionen in sich zu befreien, von denen sie sich wegbewegen wollten (vgl. K. 9.2.3 und Jahrsetz, 2005, S. 75).
Und genau dies ist nach Tenzin Wangyal die Herausforderung für die östlichen Lamas: die westlichen Praktizierenden mit ihrer Weisheit dorthin kommunikativ zurückzuführen, von wo aus sie sich eigentlich wegbewegen wollen. Aber nur so kann es wirklich gehen, da sonst eine Art Abspaltung von dem eigenen kulturellen Kontext stattfindet, in dem man geboren wurde, und nur wenn dieser mit befreit wird, kann eine wirkliche Befreiung stattfinden. Tenzin Wangyal hat hier m. E. einen Kernpunkt erkannt, doch könnte dieser möglicherweise noch umfassender und direkter umgesetzt werden.
Im Allgemeinen sind Menschen dermaßen konditioniert, dass bewusst oder unbewusst mit vielen Gedanken, Emotionen, Selbstbildern und Erinnerungen identifiziert wird. Es erscheint scheinbar so unmöglich schwierig, dass unsere wahre Natur ursprünglich rein ist. Zum Teil hat die christliche Kirche konditioniert, dass wir Sünder sind, und dass nur so eine große Seele wie Jesus eins ist mit Gott. Wenn wir stattdessen von Geburt an konditioniert worden wären, dass wir ursprünglich rein sind, in jeder Interaktion mit jedem Menschen uns das entgegengestrahlt worden wäre, wer weiß, was wir heute wären?
Nach dem tibetisch-buddhistischen Glauben bringen wir aus früheren Inkarnationen unsere karmischen Spuren mit uns. Auch diese können als ursprünglich rein oder vollkommen leer erkannt werden und sich in der wahren Natur ihrer selbst bewusst auflösen.
Aus der Verbindung von psychologischer Sicht und der Dzogchen-Sicht, wie Wangyal sie hier präsentiert, ergeben sich meines Erachtens noch tiefere Entwicklungsmöglichkeiten in der Vereinigung von westlichen psychologischen Methoden und der nondualen Dzogchen-Kraft. Die Menschen bewegen sich bewusst oder unbewusst von ihren negativen Emotionen weg, von ihren Ängsten, von ihrer Scham, von ihrem Selbsthass, Verzweiflung usw. Dies kann auch auf Retreats beobachtet werden, wenn ein tibetischer Lama selbst diese Mechanismen erkennt und versucht, vor jeder Praxisrunde die westlichen Schüler darauf hinzuweisen, dass sie sich direkt ihren wichtigsten persönlichen Themen in ihrer Praxis widmen mögen. Kaum einer versteht die Tiefe dessen und setzt sich eben aus eigener Unwissenheit heraus nicht mit diesen scheinbar unangenehmen Gefühlen direkt auseinander. Doch diesen unterdrückten Gefühlen gilt es früher oder später zu begegnen: sie entweder nach dem Tantra-Pfad zu transformieren oder noch direkter, sie in ihrer reinen Energie aus der Dzogchen-Sichtweise heraus selbst befreien zu lassen. (Seite 138-140)

Literaturangaben

Bucher, A. (2007). Psychologie der Spiritualität. Weinheim: Beltz.
Dalai Lama. (2004). Dzogchen: Heart Essence of the Great Perfection. Ithaca: Snow Lion Publications
Deida, D. (2008 a). Nackt zur Wahrheit. Bielefeld: Kamphausen.
Jahrsetz, I. (2005) Von der Schwierigkeit, den Pilgerpfad zu gehen und ihn auch zu verstehen. In: Transpersonale Psychologie und Psychotherapie, 11 (1), 65-77.
Lowenthal, M. (2009). Buddha and the Art of Intimacy.Boston: Dedicated Life.
Lowenthal, M. (2004). Dunkelraum Retreat. München: Lotos.
Lowenthal, M., & Short, L. (1993). Opening the Heart of Compassion: Transforming Suffering through Buddhist Psychology and Practice, Boston: Tuttle
Mingyur, Y. (2007). Buddha und die Wissenschaft vom Glück. München: Goldmann.
Norbu, N. (1984). Dzog Chen and Zen. Nevada City: Blue Dolphin.
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Reynolds, J. M. (2005). The Oral Tradition from Zhang-Zhung. Kathmandu: Vajra.
Visser, F. (2002). Ken Wilber – Denker aus Passion. Petersberg: Via Nova.
Vyner, H. M. (2007). The Healthy Mind Interviews Vol. IV. Kathmandu: Vajra.
Wangyal, T. (1997). Der kurze Weg zur Erleuchtung. Dzogchen-Meditation nach den Bön-Lehren Tibets. Frankfurt: Fischer.
Wilber, K. (2001). Integrale Psychologie. Freiamt: Arbor.